Männerwanderung am 18.08.2020 – Im Odenwald, wo die Fürsten lagerten

Nach fast genau 60 Km fahren wir mit 4 Autos durch Bensheim Auerbach und treffen uns am Parkplatz Herrenwingert, dem Ausgang unserer heutigen Wanderroute durch den Odenwald. Bei angenehmen Temperaturen, sonnig, wolkig, hatte Karl eine Route ausgesucht, die zu 90% durch schattenspendendes Waldgebiet führt und keine Steilanstiege beinhalten sollte.

Viele markierte Wege durchqueren den Odenwald, u.a. der Alemannenweg, der Vier-Länder-Weg, der Weitwanderweg Odenwald-Vogesen, der Jugendwanderweg, der Pilgerweg Camino Incluso und der Nibelungensteig. Alle diese Wege haben uns ein Stück begleitet und uns ihre Geschichte und Kultur nahegebracht.

Der Pilgerweg Camino Inclusio hat als Zeichen den Wanderbeutel der Pilger, die früher (vielleicht auch heute noch) ihre ganze Habe in einem solchen Beutel getragen haben.

Karl und Hans erklären unterwegs immer wieder die Sehenswürdigkeiten und damit verbundene Geschichten, die die Wanderung zu einem kulturellen Erlebnis werden lassen.

Nach einem kurzen Anstieg erreichen wir die Kreuzung an der Hermann Schäfer Eiche, von der wir einen herrlichen Rundblick haben.

Kurze Zeit später öffnet sich der Wald und vor uns liegt eine neuangelegte Kultstätte, die zunächst wie eine altgermanische Thingstätte anmutet. Tatsächlich ist es aber ein Friedensmal entlang des Europäischen Fernwanderwegs E8 (Irland-Rhein-Main-Donau-Karpaten, ca. 4.300 Km), der an die deutsch-jüdische Kultur erinnert und darauf hinweist, dass Jerusalem 3000 Km entfernt liegt.

In der Mitte des Friedensmals der mit heimischem Marmor ausgeschmückte Davidstern. Fritz kniet nur deshalb, damit der Größenvergleich erkennbar ist.

Unsere Route führt uns weiter Richtung Felsenmeer zum Selterswasserhäuschen, wo wir natürlich unsere erste Trinkpause einlegen. Allerdings gibt es hier leider keinen Ausschank, so dass wir auf unsere eigenen Reserven zurückgreifen müssen.

Da es lange nicht mehr anhaltend geregnet hat, werfen die Bäume schon jetzt ihre Blätter ab und verkünden den nahenden Herbst.

Dass das Felsenmeer nicht mehr weit ist, können wir an den vielen Steinbrocken erkennen, die links und rechts des Weges liegen. Fritz zeigt, dass er mit seinen neuen Wanderschuhen auch in diesem Gelände einen guten Halt hat.

Ein besonders schönes Exemplar nutzt Hans als Sitzplatz zum Ausruhen. Denn –wie er mehrfach betont – wird er in 7 Jahren bereits 80 Jahre alt und muss sich schon jetzt schonen.

Wir folgen dem Nibelungensteig Richtung Felsberg immer bergauf und erreichen mit 458 m ü NN den höchsten Punkt unserer Wanderung.

Es geht wieder bergab durch den noch dicht und mit grünem Laub umgebenen Waldpfad, an dem uns eine bereits verblühte Fingerhut-Kerze zuzuwinken scheint.

Der Wald öffnet sich zu einem schönen Wiesental, das auf halber Strecke mit einem Rastplatz oberhalb des Dörfchens Balkhausen zur Vesper geradezu einlädt. Dem können wir natürlich nicht widerstehen und machen hier unsere Mittagspause. Gott sei Dank sind wir früh genug, damit eine kurz nach uns eintreffende Damenwandergruppe diesen von Karl extra für uns reservierten Platz nicht besetzen kann.

Eine der zahlreichen Wespen, die sich sofort zu uns gesellen, mag Karl besonders gern, weshalb er immer wieder vom Tisch flüchtet und die Wespe hinter ihm her.

Gut gestärkt wandern wir weiter bergab (das bedeutet es geht auch danach wieder bergauf). Der nahe Melibokus (517 m ü NN) grüßt uns mit seinem Sendemast (im Foto links oben). Hans erklärt, dass der Name Melibokus aus der Römerzeit stammt und damals Mons Malscus hieß (weitere Infos vgl. Wikipedia).

Impressionen vom Odenwald, der mit seinen Hügeln und Tälern z.T. an die Rhön erinnert.

Aus dem Tal heraus geht es wieder hinauf Richtung Fürstenlager, das noch gut 6 Km entfernt liegt. An der bedeutenden Kreuzung „Am Schlief“ (334 m ü NN) halten wir kurz inne und hören die Geschichte vom barmherzigen Martin. Unser Martin Geibel hatte vor einem guten Jahr auf seiner Wanderung mit Karl einem verdurstenden Radfahrer sein letztes Wasser gegeben. Dieser nahm dankend an, fuhr anschließend weiter zum Melibokus und ward nicht mehr gesehen.

Ein breiter Weg führt uns hinab zum Fürstenlager, natürlich immer in gebührendem Abstand wegen Corona.

An der Hecke entlang geht es nach links diekt ins Fürstenlager hinein; gerade aus die Straße zum 3 Km entfernten Bensheimer Stadtteil Auerbach.Ein Schild weist ebenfalls nach links den Weg zum Goethe-Brunnen. Ob dort Goethe mal aus dieser Quelle getrunken hat, ist mir nicht bekannt. Hier im um 1790 von den Landgrafen und Großherzögen von Hessen Darmstadt als Sommerresidenz errichteten Fürstenlager soll neben Politik auch sonstige Lustbarkeit gemacht worden sein.

Informationstafeln erzählen die Geschichte des Auerbacher Marmors, der vor 390 Millionen Jahren gebildet wurde.

Nur kurz schweift unser Blick über die historischen Gebäude, die durch moderne Gebäude erweitert wurden.

Dann führt uns der Weg wieder hinauf zu einer für mich nicht erwarteten Kapelle mitten im Wald, die Rindenkapelle. Die Mauern der Kapelle sind ganz mit Rindenholz verkleidet. Ein Rieddach mit Glockenturm macht die Kapelle zu einem besonderen Schmuckstück. Leider sind Fenster und Türen geschlossen, so dass ich mir vorgenommen habe, nochmals herzukommen, wenn sie offen ist.

Nun ist es nicht mehr allzu weit bis zum Parkplatz. Von der schon auf dem Hinweg passierten Hermann Schäfer Eiche können wir noch einen Blick auf die im Wald liegende Rindenkapelle werfen.

Am Parkplatz entledigen sich einige von uns der Wanderschuhe und tauschen sie gegen leichtere Sandalen. Das Kirchberghäuschen, das Karl für die Endrast ausgesucht hat, ist einen guten Km vom Parkplatz entfernt. Es ist nur zu Fuß zu erreichen, aber lohnt dorthin zu wandern. Denn die Aussicht über das ganze Rheintal ist gewaltig. Nach dieser Wanderung und dem sonnigen Wetter ist die von Wolfgang gespendete Runde schnell getrunken. Etwas störend sind nur die zahlreichen Wespen, die sich natürlich sofort auf unser Essen und Trinken stürzen.

Die Hygienevorschriften mit Anmeldung und Abstandhaltung bei der Selbstbedienung werden hier streng eingehalten; Maskenpflicht ist nur am Sitzplatz nicht erforderlich.

Ganz ohne Gepäck mit leichtem Schuhwerk und gut gestärkt ist der Weg vom Kirchberghäuschen zum Parkplatz reine Erholung.

Herzlichen Dank an Karl für die Organisation und Führung durch den Odenwald, der sich von seiner besten Seite gezeigt. Insgesamt sind wir rd. 17 Km (einschließlich Hin- und Rückweg zum Kirchberghäuschen) gewandert. Dabei haben wir 410 m bergauf und bergab bewältigt, also eine wirklich ausgeglichene Strecke, die Karl dankenswerterweise für uns ausgesucht hat.

Heiner

Text: Heiner

Fotos: Heiner und Wolfgang

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